Gruppendynamik, Utopien und Wasserfälle

Luang Prabang war bis zur Abschaffung der Monarchie in Laos 1975 (Sozialismus und so…) Königsstadt. Wirkt aber gar nicht so. Die knapp 50.000 Einwohner verteilen sich ganz gut und man hat eher das Gefühl, in einer Provinzstadt zu sein. Ok, ist man auch. Aber das ist jetzt auch gar nicht das Thema, bin ja auch nicht Wikipedia. Das wirklich erwähnenswerte an den Tagen dort sind die Leute, mit denen ich sie verbracht habe. Auf dem Boot hatte sich ja schon eine lose Gruppe zusammengefunden, die im Kern über die drei Tage auch konsequent zusammengeblieben ist, ob Essen, Sehenswürdigkeit, Markt oder Ausgehen. Und so sind es beim Reisen längst nicht nur die Orte die man sieht, sondern vor allem auch die Menschen, denen man begegnet.

Santiago, Yentl, meine Wenigkeit, Benny. Johny is gerade Bier holen.

Santiago, Yentl, meine Wenigkeit, Benny. John is gerade Bier holen.

 

Die Kern-Combo in den letzten Tagen bestand aus dem bereits erwähnten belgischen Buddhisten Benny, dem Portugiesen Santiago, der gerade zwei Jahre Hoteljob in Bangkok hinter sich hat, Jonathan (we call him Johnny Slow), einem kanadischen Online-Pokerspieler, der aus steuerlichen Gründen auf Malta wohnt, und Yentl, einer indonesischstämmigen Holländerin aus Utrecht. Benny und ich hatten bereits Reservierungen für unsere Hostels, weshalb die anderen am Ende etwas weiter vom Zentrum entfernt untergekommen waren. Machte aber nichts; einem ersten Besuch des „Night Market“ folgte das „Utopia“, eine grandiose Mischung aus Lounge, Bambus-Terrasse, Bar und Beachvolleyballfeld, an dem man in Luang Prabang nicht vorbeikommt. Einziger Nachteil: Es schließt um 23:30. Wie übrigens alle Bars in der Stadt – willkommen im züchtigen Sozialismus! Aber eine Ausnahme gibt es doch auch dort: die Bowling-Halle. Kein Witz. So sind wir dann noch mit einem Tuk-Tuk 5 Kilometer vor die Stadt gefahren und haben – tatsächlich – gebowlt. Gut, die Musik war laut und nahezu jeder Tourist in Luang Prabang war zum Bier trinken da, aber wir haben gebowlt.

Sonnenuntergang über Luang Prabang

Sonnenuntergang über Luang Prabang

Die Spuren der Nacht legten die Reisegruppe am Folgetag weitgehend lahm, sodass ich einen ruhigen Spaziergang durch die Stadt unternehmen konnte, um anschließend auf dem zentralen Tempelberg den Sonnenuntergang anzusehen. Sonne weg? Utopia. Aber diesmal ohne Bowling – man muss es ja schließlich auch nicht übertreiben. Und außerdem waren zumindest Benny und ich motiviert genug, um morgens um 5:45 Uhr die Mönche aus ihren Tempeln kommen und um Nahrung betteln zu sehen (buddhistische Mönche kochen nicht selbst – dafür wird man gesegnet, wenn man Ihnen etwas in Ihre Krüge legt). Das Schauspiel war allerdings so schnell vorbei, dass ich vor lauter Mönche füttern nichtmal ein Foto machen konnte. Eigentlich wollten wir direkt im Anschluss den Sonnenaufgang am anderen Ende der Stadt anschauen. Aber der Segen der Mönche wirkte schon, denn Gott sei Dank fing es an zu regnen (erstmals, seit ich in Asien bin) und ich konnte guten Gewissens wieder ins Bett gehen.

Keine Mönche, nur müde Londonerinnen und ein Belgier, die auf jene warten

Keine Mönche, nur müde Londonerinnen und ein Belgier, die auf jene warten

An den Kuang Si-Wasserfällen, etwa 30 Kilometer vor den Toren Luang Prabangs verbrachten wir dann unseren Nachmittag wie im Paradies. Die asiatischen Bären im Reservat am Eingang zum Park gerieten völlig zur Nebensache in Anbetracht der wunderschönen, mit türkisblauem Wasser gefüllten Terrassen, die in den Wasserfällen zum Schwimmen einladen. Aber langsam, das will erstmal verdient werden: Also erklommen wir zunächst die Spitze der Wasserfallkaskade. Für den anstrengenden Aufstieg wurden wir mit einem paradiesisch ruhigen mangrovenähnlichen See belohnt (in dem sonst sehr vollen Park) , aus dem sich der größte der Wasserfälle speist. Dort verbrachten wir ein Weilchen, bevor schließlich einige von uns doch noch ins kühle, klare Wasser hüpften. In Bewegtbildern zu sehen ist das hier und hier (das Laden kann eben dauern).

Wir waren noch eine Etage höher...

Wir waren noch eine Etage höher…

Damit hatten wir uns defintiv das 10.000 Kip-Buffet auf dem Nachtmarkt verdient (das ist etwa ein Euro). Mit allerlei frischen Nudelgerichten und Curries. Darüber hinaus hatte ich jedoch den Eindruck, dass Laos zumindest auf keinen Fall günstiger ist als Thailand. Konfus ist allemal der Umgang mit dem Geld: Dieser Moment, wenn man das erste Mal vom ATM kommt, und auf einmal Millionär ist, denn 1 Mio. Kip sind etwa 93 Euro. Münzen gibt es gar keine, oder wir haben keine gefunden. Dafür aber ist der kleinste noch in Gebrauch befindlich Schein ein 500er, was etwa 5 Cent entspricht. Das brachte John am letzten Abend zu später Stunde zu einem Spontancover eines bekannten, Grammy-prämierten Hip Hop-Songs: „I’m gonna pop some tags, only got a million Kip in my pocket…“. Gut, zugegeben, es war schon spät (Utopia hatte schon lange geschlossen) und wir lagen lachend auf und unter den Tischen vor dem Khammany-Hostel (was nicht nur ausschließlich an den Rap-Künsten des Kanadiers gelegen haben wird)…

Nützt alles nix, es war die Zeit des „Goodbye“ gekommen. Der Plan: Benny und ich fahren heute morgen nach Vang Vieng. Ich fahre morgen weiter nach Vientiane, die andern bleiben noch einen Tag in Luang Prabang. Die Umsetzung: Hier angekommen, stellte ich fest, dass mein Hostel für 2,40 Euro die Nacht scheiße war (Spinnen in der Dusche waren noch das Angenehmste – was ein Skandal für das viele Geld, immerhin fast 30.000 Kip!), und beim Umzug in das doppelt so teure Guesthouse von Benny mal spontan die Weiterfahrt nach Vientiane geknickt, um noch einen Tag hier zu bleiben. Ungefähr zur gleichen Zeit erreichte uns die Nachricht, dass Yentl, John und Santiago heute spontan aus Luang Prabang abgereist und schon mit dem Bus auf dem Weg nach Vang Vieng sind. Jetzt haben wir überraschenderweise also nochmal zwei Abende in der gleichen Besetzung. Irgendwie putzig 🙂

Achja, wie immer auch wieder Fotos.

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